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Aktuelle Beispiele aus der Berufsorientierung

Sozialkompetenzen müssen gelebt werden

In den vergangenen Monaten fehlten in Deutschland weit mehr als 300.000 Fachkräfte – und das allein im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Der Bedarf an gut qualifiziertem Fachpersonal wird weiter steigen, damit die deutsche Wirtschaft im globalen Wettbewerb mithalten kann. Nachwuchskräfte sind also begehrt und haben beste Karrierechancen. Fachkräfteengpässe können dazu führen, dass Unternehmen nicht mehr in der Lage sind, Innovationsprojekte zu realisieren.

Um dem Mangel an Fachkräften aktiv entgegentreten zu können, werben Firmen stärker denn je um MINT-Arbeitskräfte. Denn eine Erwerbstätigkeit in diesem Bereich biete nicht nur zahlreiche Aufstiegschancen, sondern sei auch überdurchschnittlich gut bezahlt, teilte das Institut der deutschen Wirtschaft jüngst mit. Diese Erkenntnis allein reiche aber noch nicht. Fachkräftesicherung sei originäre Aufgabe der Berufsausbildung. Und damit komme auch die Schule ins Spiel, betonte Torsten Zühlsdorff, Beauftragter für Berufsorientierung (BO) an der GWRS Villingendorf. Es bedürfe nun eine Passung der Maßnahmen und Initiativen des Bildungssystems und die Optimierung der Übergänge. „Die Entwicklung von persönlicher Ausbildungsreife begleiten und unterstützen wir in Villingendorf ab Klassenstufe 5“, so Zühlsdorff weiter.

„Schulen und Unternehmen müssen gemeinsam die Übergänge in den Blick nehmen und gestalten“, erklärte Dirk Christen, Personalbetreuer Ausbildung bei der Schwäbische Werkzeugmaschinen GmbH (SW) aus Waldmössingen. Deshalb sei die Kooperation mit der GWRS Villingendorf systematisch erweitert worden. „Unternehmen machen Schule und umgekehrt verlegen wir den praktischen Unterricht dorthin, wo es Sinn macht“, erläuterte Zühlsdorff. Man wolle voneinander profitieren, damit die BO angesichts der dynamischen Prozesse in Wirtschaft und Arbeitswelt mithalten könne. So umfasse die Kooperation neben Bewerbungstraining, gemeinsam gestalteten Technikunterricht mit modernen Arbeitsmitteln, kleineren Praxisprojekten auch den regelmäßigen Austausch zwischen Azubis und Schülern. „Wir wollen den Dialog auf Augenhöhe durch das gemeinsame Tun fördern“, sagte Christen. Mit gelungenen Aktivitäten und Projekten könne man dann wie mit „Leuchttürmen“ nach außen strahlen und damit anderen Interessenten exemplarisch zeigen, wie eine Realisierung in Schul- und Arbeitsalltag möglich sei. „Kreativität, gemeinsame Ausschöpfung der jeweiligen Stärken, Mut und die Bereitschaft für das Beschreiten neuer Wege prägen unseren Ansatz“, ergänzte Christen.

Kurz vor den Osterferien waren nun die beiden neunten Klassen zur „erweiterten BO“ bei SW in Waldmössingen. Gemeinsam mit fünf Azubis nahmen die Schülerinnen und Schüler die Bedeutung von Sozialkompetenzen in den Fokus. Dabei wurde deutlich, dass den meisten Jugendlichen durchaus bewusst sei, worauf man in der Öffentlichkeit zu achten habe. Schwierigkeiten bereite jedoch nicht selten die persönliche Umsetzung. Der angemessene Umgang sei eine Übungssache, die durch Anwendung in der täglichen Praxis in „Fleisch und Blut“ übergehen sollte. Aus diesem Grund erarbeiteten die Azubis zusammen mit den Jugendlichen innerhalb von kleinen Teams Präsentationen zu den Ausbildungsberufen, die unter Beachtung der üblichen Vortragsregeln per PowerPoint dem Plenum multipliziert werden mussten. Im Anschluss bekamen die Gruppen Einblicke in Produktionsbereiche und Ausbildungswerkstatt, um sich selbst ein Bild vom Umgang der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter untereinander machen zu können.