SC 2 Bausteine der Berufswegeplanung472.4 kB
Erläuterungen: siehe SC 1 „Hauptpfeiler der Berufswegeplanung“
Ergänzende Erläuterungen
Primarstufe
Eingebettet in die „normalen“ Themenbereiche des Bildungsplans erleben die Kinder über Projektarbeit, Exkursionen, Betriebserkundungen und durch Unterrichtsbesuche von Experten ausgesuchte Bereiche der Arbeitswelt. Entdeckendes und spielerisches Lernen stehen dabei im Vordergrund. Die Schülerinnen und Schüler sollen erkennen, dass Erwachsene in der Regel einen Beruf gelernt haben. Idealerweise entscheidet sich jeder für ein bestimmtes Tätigkeitsprofil, welches seinen Talenten entspricht. Durch diese Arbeitsteilung gibt es viele unterschiedliche Berufsbilder. Punktuell und exemplarisch ermöglicht der Unterrichtsalltag Begegnungen mit Menschen, die spannende Berufe ausüben. Beispielsweise kommen die Kinder über den Schwerpunkt „Ernährung“ immer wieder mit der Arbeitswelt in Kontakt:
- Besuche verschiedener Ausstellungen des Amtes für Landwirtschaft
- Mühlentage: vom Korn zum Brot
- Expertenbefragung und Besuch der Brotausstellung
- Teilnahme an überregionalen Wettbewerben vor dem Hintergrund des Kochens (ganzheitliche Projektarbeit mit Verknüpfungen zu außerschulischen Partnern)
- Pflege des Schulgartens: Weiterverarbeitung der Ernte in der Schulküche
Zusätzlich:
- die Berufe meiner Eltern, mein Traumberuf
- Unser Ort: Besuche bei verschiedenen Einrichtungen der Gemeinde
- Berühmte Erfinder – wer macht heute noch Erfindungen?
- Wer beobachtet das Wetter und erarbeitet Vorhersagen?
Klassenstufe 5
Hier sollen die Kinder bereits gezieltere Einblicke in die Berufswelt erhalten, wobei sämtliche Aktivitäten die Erkenntnisse aus der Grundschule aufgreifen. Es muss nun deutlich werden, dass Arbeitsverhältnisse vor allem dem Broterwerb dienen. Wie schön ist es zusätzlich, wenn die finanzielle Existenz der Familie durch eine Tätigkeit gesichert werden kann, die bei aller Anstrengung auch noch Spaß macht. Die individuelle Berufswahl erfolgt sinnvollerweise nach persönlichem Talent, der eigenen Leistungsfähigkeit und Interessenlage.
Während des Apfelprojekts unternehmen die Kinder erste angeleitete Gehversuche im wirtschaftlichen Bereich. Zunächst unterstützen unsere „Fünfer“ als Helfergruppe ihre älteren Mitschüler und lernen während einfachen Tätigkeiten das Projekt kennen. Sie realisieren, dass nacheinander verschiedene Arbeitsschritte notwendig sind, bis der fertige Apfelsaft später vermarktet werden kann.
Stets im April erhalten die Kinder während ihres „kleinen“ Girls- and Boys Days Einblicke in die Berufe ihrer Eltern. Dazu gehen sie in ein mehrstündiges „Praktikum“. Hier erklären die Erziehungsberechtigten ihre Tätigkeitsfelder und lassen ihre Kinder viel ausprobieren. Diese fassen ihre Erlebnisse und Erkenntnisse zusammen, bereiten Anschauungsmaterialien vor und dürfen über eine Kurzpräsentation ihre Mitschüler entsprechend informieren. Als „Experten“ beantworten sie auch Rückfragen aus dem klasseninternen Plenum.
Während des Sozialkompetenztrainings werden spielerisch folgende Aspekte behandelt: die Gefühle von mir und anderen, Empathie, das eigene Verhalten bedingt das „Echo“ aus meiner Umwelt, wie gehen wir miteinander um und Möglichkeiten der gezielten Konfliktbewältigung.
Klassenstufe 6
Beim Apfelprojekt übernehmen die Kinder nun mehr Verantwortung und lernen dabei wichtige Zusammenhänge kennen. Planungsprozesse, Außenkontakte, Apfelernte, Transport, Absprachen mit der Kelter, Lagerung und Vertrieb werden hier gemeinsam gestemmt. Koordiniertes und planvolles Vorgehen erfordern immer wieder ein „Zusammenraufen“ aller Beteiligten. Im Kontakt mit Partnern und Kunden wenden die Schüler einfache Regeln der respektvollen und gezielten Gesprächsführung an. Der verantwortungsvolle Umgang mit Waren und Geld soll als wichtige Kompetenz im gemeinsamen Tun verinnerlicht werden. Regelmäßige Besprechungen helfen bei der Aufgabenverteilung. Voller Stolz dürfen die Kinder ihre Endprodukte auf unseren Schulveranstaltungen verkaufen. Aber auch während des Alltags können Kunden Saftkartons erwerben. Dazu müssen Informationsfluss und Zuständigkeiten klar geregelt sein. Spätestens jetzt sehen die Schüler, dass ein anfängliches Investitionsvolumen erst wieder erwirtschaftet werden muss, bevor sich nach und nach ein überschüssiger Gewinnbetrag einstellen kann.
Im April steht der „große“ Girls- and Boys Day an. Hier sollen die Kinder in Berufsfelder Einblicke erhalten, die Mädchen und Jungen aus geschlechtsspezifischen Gesichtspunkten nur selten in Betracht ziehen. Am Girls Day bieten vor allem technische Unternehmen Veranstaltungen für Mädchen an. Umgekehrt werden die Jungen am Boys Day in sozial-pflegerische Bereiche eingeladen. Sämtliche Möglichkeiten sind im Vorfeld auf der Aktionslandkarte unter www.girls-day.de oder www.boys-day.de einsehbar. Anhand von praktischen Beispielen erleben die Kinder in Laboren, Büros, Pflegeheimen, Krankenhäusern, Betreuungsdiensten, IT-Unternehmen und Werkstätten den jeweiligen Arbeitsalltag.
Klassenstufe 7
Das Sozial- und Berufsprojekt „Irlandklasse“ vertieft Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Apfelprojekt (siehe Klassenstufen 5 und 6). Dabei verfolgen die Schüler ein gemeinsames Ziel: der Schullandheimaufenthalt auf der „Grünen Insel“. Weil eine solche Reise extrem spannend ist, gleichzeitig aber auch viel kostet, müssen die Schüler 50 % des Preises selbst erwirtschaften, indem sie in arbeitsteiligen Strukturen einer Schülergenossenschaft agieren. Das bestehende Netz aus Partnern und Sponsoren ermöglicht zudem besondere Formen der Berufsorientierung: Workshops, Betriebserkundungen und Schulbesuche von Experten. Das Dienstleistungsangebot der Schüler erstreckt sich wiederum über ein weites Feld, weshalb zahlreiche Kunden die geballte Arbeitskraft in Anspruch nehmen. Schulische Inhalte, das Einüben elementarer Sozialkompetenzen und wesentliche Elemente der schülerbezogenen Berufsorientierung verschmelzen hier stimmig im gemeinsamen Tun.
Die Kompetenzanalyse Profil AC ist ein Instrument zur Erhebung der für die Ausbildungsreife erforderlichen überfachlichen Fähigkeiten und zur Ableitung der daran anschließenden individuellen Fördermaßnahmen für die Schüler. Mit diesem Verfahren wird ein Kompetenzprofil mit persönlichen Stärken und Entwicklungspotenzialen erstellt. Das Ergebnis dient als Basis für ein Rückmeldegespräch nebst Förderempfehlungen mit Blick auf die schulische Berufsorientierung.
Klassenstufen 8, 9 und 10
Das System der „Regionalen Ausbildungsbotschafter“ wird auf den folgenden Seiten ausführlich beschrieben (siehe Schulcurriculum III). Es begleitet die Schüler bis zum Abschluss der Werkrealschule und stellt einen wichtigen Baustein bei der zielgerichteten Suche nach Praktikums- und Ausbildungsplätzen dar.
Mit der „Map Of Jobs“ steht seit 2017 auf unserer Schulhomepage www.schule-villingendorf.de eine Anwendung zur Verfügung, die im Bereich der gezielten Kontaktaufnahme vielen Schülern und Eltern eine Hilfe sein kann. Auf einer interaktiven Karte präsentieren sich Unternehmen aus dem Villingendorfer bzw. Rottweiler Nahbereich. Unabhängig vom genutzten Endgerät können User hier rasch auf die von ihnen angewählten Informationspakete zugreifen: Tätigkeitsbeschreibungen, Wesentliches zum Unternehmen, Ausbildungsstellen, Bewerbungsfristen, Kontaktdaten und oft auch ein direkte Verlinkung. Da viele Schüler aufgrund ihres Alters noch nicht mobil sind, stellt die räumliche Nähe eines potenziellen Ausbildungsplatzes ein entscheidendes Suchkriterium dar. Auf der Regionalkarte kann mit einem Blick erfasst werden, welche Bereiche in Frage kommen. Unter Umständen ersparen die übersichtlich dargestellten Daten unserer dort gelisteten Partner wertvolle Zeit und Mühe. Für den Erstkontakt sind stets alle notwendigen Informationen vorhanden. Wer sich tiefergehend mit einem Unternehmen beschäftigen will, kann sich über hinterlegte Pfade weiterleiten lassen. Die „Map Of Jobs“ ist für jeden frei zugänglich. Wir nutzen sie auch zusammen mit den Schülern während des Unterrichts.
Jährlich gestalten wir für die Klassenstufen acht bis zehn einen „Tag der Berufsorientierung“. Unter dem Titel „Regionales Berufsforum“ ist diese Veranstaltung auch für externe Besucher offen. Zielgruppe sind Schülerinnen, Schüler und deren Erziehungsberechtigten. Während für die Klassenstufen acht bis zehn eine Teilnahmepflicht besteht, werden deren Eltern schriftlich dazu eingeladen. Der Termin ist freilich längst bekannt: aufgrund der langfristigen Planung wird bereits zu Schuljahresbeginn mehrfach über das „Regionale Berufsforum“ informiert. In der Regel findet es Ende Oktober oder Anfang November statt, weshalb sich intern auch die Bezeichnung „Herbstforum“ etabliert hat. Dieser Tag ist in drei Abschnitte aufgeteilt. Am späten Nachmittag starten wir zunächst mit einer Berufsmesse. Hier präsentieren sich Partnerunternehmen aus dem gesamten Nahbereich. In der Regel sind pro Stand der jeweilige Ausbildungsleiter und ein oder mehrere Azubis anwesend. Diese Berufsmesse hat für unsere Schüler einen besonderen Reiz, weil sämtliche Aussteller für sie gut erreichbar sind. Außerdem handelt es meist um Betriebe, die sich auch auf der „Map Of Jobs“ vorstellen. In direkten Gesprächen erhalten die Besucher Informationen aus erster Hand, lernen Ansprechpartner kennen und tauschen Kontaktdaten aus. Im zweiten Teil folgt eine Phase mit kurzen Fachvorträgen zu einem thematischen Schwerpunkt (z.B. Industrie, Handwerk, Gastronomie, soziale Berufe). Die Arbeitsagentur gibt einen Überblick zu ihren umfangreichen Hilfsangeboten. Weitere Referenten beleuchten jeweils unterschiedliche Aspekte zum thematischen Schwerpunkt. Allen Vorträgen ist gemeinsam, dass sie klar strukturiert sind, ein einfaches Vokabular benutzen, ohne viel „schmückendes Beiwerk“ auf den Punkt kommen und zeitlich beschränkt sind. Am Ende treffen sich alle Referenten auf dem Podium und interagieren über ein moderiertes Gespräch mit dem Plenum – ein Forum für Rückfragen, Anregungen, Kritik und weiterführende Ideen. Nicht selten lassen sich aus den Wortbeiträgen weitere Impulse für unsere Berufsorientierung ableiten.
Die Klassenstufen acht und neun verantworten gemeinsam den Betrieb einer realwirtschaftenden Schülerfirma. Marketing, Buchhaltung, Verkauf, Bestellprozesse und Produktion liegen dabei in Schülerhand. Ziel ist es, dass die Schüler in arbeitsteiliger Teamarbeit erfolgreich wirtschaften. Der Produktionsprozess kann bei Bedarf zu externen Geschäftspartnern ausgelagert werden. Eine solche Vernetzung mit örtlichen Betrieben steigert die Lernchancen, da nun auch die Bedürfnisse der Partner zu berücksichtigen sind. Zeitmanagement, Verlässlichkeit und Kommunikationsformen erhalten dadurch ein noch größeres Gewicht. Sozialkompetenzen müssen im gemeinsamen Unternehmen gelebt werden, da es sonst rasch zu Schwierigkeiten kommt. Nach erfolgreichen Jahren mit den Schülerfirmen „Rocketshirts“ (Vertrieb von Schulkleidung) und RFS (Dienstleister im Bereich der Kfz-Reinigung) befindet sich Stand Oktober 2017 ein neues Geschäftsmodell im Aufbau. Gemeinsam mit örtlichen Partnern soll ein attraktives Geschenkprodukt entwickelt und vertrieben werden. Ziel ist die Etablierung einer Schülerfirma, die langfristig agieren soll und deren Geschäftsfelder über mehrere Jahre hinweg an nachrückende Schülergenerationen weitergegeben werden können.
Ähnliche Ziele verfolgen wir mit dem geregelten Betrieb des Schülercafés. Federführend sind hier Schülerinnen und Schüler aus der Klassenstufe acht zuständig.
Weitere Bausteine der Berufsorientierung ziehen sich wie ein roter Faden durch die Klassenstufen acht bis zehn. Dazu gehören auch die individuelle Berufsberatung bei uns im Haus, Berufswahltests, die gemeinsame Arbeit im BIZ und Beratungstermine zusammen mit Eltern und Erziehungsberechtigten. Möglich werden solche Angebote durch die vertiefte Kooperation mit der Arbeitsagentur. Wie diese genau aussieht, wird im hinteren Teil beschrieben (siehe Schulcurriculum 8).
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem laufenden Bewerbungstraining. Wir arbeiten hier mit verschiedenen Partnern zusammen, die täglich mit schriftlichen Bewerbungen und Vorstellungsrunden zu tun haben. Wer hier Fehler macht, kann trotz guter Zeugnisnoten ohne Lehrstelle bleiben. Andersherum stellen diese Möglichkeiten zur Selbstpräsentation echte Chancen dar, wenn der große schulische Erfolg bisher ausgeblieben ist. Über regelmäßige Workshops sollen die Schüler im eigenen Bewerbungsprozess immer sicherer werden. Formale Vorgaben, Inhalte, Tipps und Tricks, „Nogoes“, Körpersprache, höfliche Umgangsformen werden durch das eigene Tun eingeübt und gefestigt. Simulierte Telefon- und Vorstellungsgespräche zeigen, wo sich im „realen Ernstfall“ Fußangeln befinden können. Außerdem gewährleisten wir auf Wunsch stets eine Begleitung des persönlichen Bewerbungsprozesses. Angefangen über das Korrekturlesen der Bewerbungsmappe bis hin zur Beratung bei der Vorbereitung von Vorstellungsterminen. Hier greift zusätzlich auch wieder die Kooperation mit der Arbeitsagentur, die ihrerseits viele Hilfen anbietet.
Klassenstufe 8 ist jährlich vierzehn Tage bei der Bildungsakademie Rottweil zu Gast. ProBeruf eröffnet Einblicke und Praxiserfahrungen in verschiedene Handwerksberufe. Die Bildungsakademie bietet dafür beste Voraussetzungen. Sämtliche Berufsfelder sind jeweils in verschiedenen Abteilungen untergebracht. Werkstätten, Arbeitsmaterialien, Hilfsmittel und Umfeld entsprechen stets den realen Rahmenbedingungen. Erfahrene Ausbilder betreuen zusammen mit Azubis die Schüler vor Ort. Durch die Bearbeitung von Projekten sind alle Teilnehmer in praktische Arbeitsprozesse eingebunden und lernen so die Anforderungen von verschiedenen handwerklichen Berufsbildern kennen. Unsere Jugendlichen müssen ihr Tun dokumentieren und in regelmäßigen Abständen zusammen mit den Betreuern reflektieren. ProBeruf ist in unserem Konzept ein Teil des Systems der „Regionalen Ausbildungsbotschafter“. Weil in unserer Region häufig kleinere Handwerksbetriebe tätig sind, können kaum Ausbildungsbotschafter aus diesen Bereichen zu uns in die Schule kommen. Mit ProBeruf decken wir also auch das Handwerk ab. Zusammen mit den Ausbildungsbotschaftern führen wir die Schüler in alle wichtigen Berufsfelder ein: Industrie, Dienstleistung, Gastronomie, Handwerk und kaufmännischer Bereich. Ziel soll sein, dass die Jugendlichen bei der Wahl ihrer Praktika eine begründete und personenbezogene Entscheidung treffen. Dabei werden sie durch entsprechende Vordrucke im Portfolio unterstützt. In mindestens drei der vorgestellten Berufsfelder sind praktische Erfahrungen seitens der Schüler vorgesehen. Das erste individuelle Blockpraktikum findet im zweiten Halbjahr der Klassenstufe acht statt.
Die Wirtschaft sucht dringend Fachkräfte für die sogenannten MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Coaching4future ist ein gemeinnütziges Bildungsprogramm der Baden-Württemberg-Stiftung. Die Schüler sollen in der Berufswahlphase über die Zukunftschancen und beruflichen Möglichkeiten im MINT-Bereich informiert werden. Dabei findet dieser Baustein zur Berufsorientierung direkt bei uns in der Schule statt. Coaching-Teams kommen in die achte Klassenstufe. Mit einem multimedialen und interaktiven Informationsangebot bekommen die Schüler einen Einblick, welche Bedeutung Technik und Naturwissenschaft für ihren Alltag haben. Dabei gehen die Teams von Fragestellungen nahe an der Lebensrealität von unseren Jugendlichen aus. Auf Wunsch werden auch spezielle Veranstaltungen für Mädchen angeboten. Die Organisation erfolgt direkt übers Netz: www.coaching4future.de
Individuelle Blockpraktika begleiten die Schüler während den Klassenstufen acht bis neun. Danach sind jederzeit zusätzliche (freiwillige) Praktika möglich. Nach dem letzten Regelpraktikum in Klassenstufe neun gestalten die Schüler eine Schulmesse für die Klassenstufe 4. Mit der Berufsmesse „9 für 4“ multiplizieren die Jugendlichen wesentliche Informationen zum Berufsbild ihrer jeweiligen Praktikumsstelle und lassen dabei auch ihre eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse einfließen. Bereits während des Praktikums überlegen sich die Schüler zusammen mit ihren Betreuern, wie der Messestand aussehen könnte. Werkzeuge, Baustoffe, Materialien, Bilder, Fotos: mit welchen Hilfsmitteln können zehnjährige Kinder nachvollziehen, was beim jeweiligen Beruf eigentlich gemacht wird? Da sich Kinder in diesem Alter ihre Umwelt vor allem über das eigene Tun erschließen, soll jeder Messestand auch praktische Angebote bereithalten. Weil sich die „Neuner“ auf das Niveau von Grundschulkindern begeben müssen, fällt ihr Reflexionsprozess besonders intensiv aus. Selbstverständlich betreuen sie die Kinder auch am eigenen Stand, der über die ansprechende Gestaltung einen möglichst hohen Aufforderungscharakter haben soll. Bei der Berufsmesse „9 für 4“ müssen die Jugendlichen also sämtliche Register ziehen und zeigen, was sie im Verlauf der letzten Jahre gelernt und sich angeeignet haben.
Die Empirie zeigt, dass es immer wieder Schüler gibt, die von zu Hause aus keine Unterstützung beim persönlichen Berufswahlprozess erwarten dürfen. Niemand fragt hier außerhalb der Schule nach, ob Bewerbungen Korrektur gelesen werden sollen, welche Termine anstehen, ob notwenige Telefonate geführt worden sind, welche Unterlagen fehlen und ob sonstige Unterstützung gebraucht wird. Wenn Eigeninitiative und Selbstständigkeit bei solchen Schülern nicht überdurchschnittlich gut ausgeprägt sind, erheben sich die zu erledigenden Aufgaben zu einem drohenden Berg. Oft verharren die Jugendlichen dann in einer nachhaltigen Untätigkeit, anstatt Schritt für Schritt mit dem „Aufstieg“ zu beginnen. Wenn eine helfende Hand fehlt, treten Lehrkräfte als „Paten“ ein und übernehmen quasi die fehlende Begleitung durch die Erziehungsberechtigten. Uns ist klar, dass dieses Patensystem das liebevolle Engagement von Eltern niemals gleichwertig ersetzen kann. Aber wir fragen nach, fordern ein, geben Hilfestellungen, pochen auf die Vorbereitung und Einhaltung von Terminen und helfen bei der Suche nach geeigneten Praktikums- und Ausbildungsstellen. Ein großer zeitlicher Aufwand, der sich aber lohnt, wenn Pate und Schüler an einem Strang ziehen.