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Projektarbeit

Impressionen aus der Projektprüfung 2014

30. März 2014

17. - 21. März 2014 - Projektprüfungswoche

Leistungsnachweise jeglicher Art werden von den Betroffenen nie als angenehm empfunden. Wenn für Klasse 9 alle Jahre wieder im März die Projektprüfung ansteht, gibt es hier aber durchaus Aspekte, die die Aufgabe erleichtern können. Dazu gehören unter anderem eine relativ freie und interessenbezogene Themenwahl, das selbstständige Zusammenfinden der Schülerinnen und Schüler in geeigneten Arbeitsgruppen und ein eigenes Zeitmanagement. Meist folgen dann ereignisreiche Wochen voller zielgerichteter Aktivitäten, spannenden Begegnungen und neuer Erfahrungen.

Bei der Projektprüfung handelt es sich um einen kooperativen Teil des WRS-Abschlusses, dessen Ergebnisse auf einem eigenen Zeugnisblatt ausgewiesen werden. Dieses Schriftstück findet bei Bewerbungsverfahren meist besondere Aufmerksamkeit, weil es neben der Ziffernnote eine aussagekräftige Verbalbeurteilung enthält. Da die Schülerinnen und Schüler in Arbeitsgruppen agieren, gemeinsam Inhalte erarbeiten und abschließend präsentieren müssen, lassen sich bei dieser Prüfungsform wichtige Schlüsselkompetenzen wie Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Verlässlichkeit und andere soziale Aspekte besonders gut beobachten. Die Gesamtnote setzt sich später aus einer Gruppen- und Einzelbewertung zusammen.

Im Laufe des Projektprozesses durchlaufen die Schülerinnen und Schüler drei Abschnitte. Während der Vorbereitungsphase stehen vor allem Themenfindung, Gruppenbildung und die Ausarbeitung einer sinnvollen Projektbeschreibung im Vordergrund. Dieses schriftlich eingereichte Projektvorhaben muss von der Schulleitung genehmigt werden. Sobald die Akteure hinsichtlich ihres Wunschthemas grünes Licht erhalten haben, beginnt die Phase der Durchführung. Recherchieren, Material beschaffen, auswerten und bearbeiten, Kontakte zu externen Stellen aufnehmen, Arbeits- und Zeitpläne erstellen, das Vorhaben verwirklichen, den Prozess dokumentieren, einen Projektordner anlegen und die Präsentation vorbereiten. Diesen „Berg“ können die Gruppenmitglieder gut bewältigen, indem sie Hand in Hand arbeiten. Der Spannungsbogen steigt gegen Ende deutlich an, sobald die Schülerinnen und Schüler ganz konkret ihre Präsentation einüben. Dafür müssen die Ergebnisse entsprechend aufbereitet und noch einmal durchdacht werden. Wie kann man komplexe Inhalte übersichtlich veranschaulichen? Was soll wie und wann zum Ausdruck gebracht werden? Welche Technik kommt zum Einsatz und können wir mit ihr umgehen? Ist der Projektordner vollständig? Plötzlich geschieht angesichts des nahen Prüfungstermins jeder noch ausstehende Schritt unter Zeitdruck. Ein befreites Durchatmen ist dann meist erst nach der Präsentation möglich.

Die aktuelle neunte Klasse hat sich mit sechs Gruppen dieser Herausforderung gestellt. Das Projektteam „Berliner Mauer“ befasste sich dabei mit der Epoche des Kalten Krieges.

Mit dem Warschauer Pakt und der NATO standen sich über Jahrzehnte zwei Militärblöcke unversöhnlich gegenüber. „Abschreckung“ galt als das Gebot der Stunde, was zu einem selbstzerstörerischen Aufrüstungsprozess geführt hat. Auch heute noch könnte das menschliche Leben mit den vorhandenen Atomsprengköpfen mehrfach ausgelöscht werden. Erst tiefgreifende Veränderungen, die mit den Begriffen „Perestroika“ und „Glasnost“ in die Geschichte eingegangen sind, machten ein allgemeines Umdenken möglich. Ermutigt durch das Wirken Michail Gorbatschows in der Sowjetunion, kam es in der ehemaligen DDR zu friedlichen Massenprotesten der Bevölkerung. Mit dem Eiserenen Vorhang und der Berliner Mauer fielen weltbekannte Symbole des Kalten Krieges. Am 3. Oktober 1990 folgte nach nervenaufreibenden Wochen schließlich die Wiedervereinigung Deutschlands.

Wer ein Verständnis für europäische Geschichte entwickeln möchte, kommt um die Französische Revolution nicht herum. Ein weiteres Projektteam hat sich diesem schwierigen Thema angenommen. Was versteht man eigentlich unter einer Revolution und warum nehmen Menschen große Gefahren auf sich, um Veränderungen herbeizuführen? Dem damals vorherrschenden Absolutismus wurden während der Französischen Revolution die Schlagworte „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ gegenübergestellt. Allerdings nahm der Aufstand phasenweise selbst brutale und menschenverachtende Züge an. Es dauerte noch lange, bis sich eine französische Republik etablieren konnte, die  diesen propagierten Werten tatsächlich gerecht werden konnte.

Zeitlich weit früher, als die europäischen Völker in der Weltgeschichte noch keine Rolle spielten, wurde in Ägypten die Cheopspyramide erbaut. Ein monumentales Bauwerk, das auch in der Gegenwart noch unzählige Touristen anlockt und zu den sieben Weltwundern der Antike gezählt wird. Unser drittes Projektteam arbeitete heraus, zu welchem Zweck diese Pyramide gebaut wurde. Modelle, Grafiken und selbstgeschneiderte Gewänder dienten der Veranschaulichung. Die vier Mädchen gingen auch der Frage nach, welche Hilfsmittel beim Bau zum Einsatz kamen. Gesicherte Erkenntnisse gibt es dazu noch nicht, weshalb in Fachkreisen mehrere Thesen diskutiert werden. Pyramiden existieren es aber nicht nur auf dem afrikanischen Kontinent. Weitere Beispiele aus Asien und Südamerika zeigen, dass auch an anderen Orten Menschen durch ähnliche Gedankengänge zu außergewöhnlichen Leistungen fähig waren.

Mit der Titanic stand ein weiteres geschichtliches Thema auf dem Programm. Ausgehend vom Kinofilm untersuchte das vierte Projektteam, ob sich die Ereignisse in der Realität wirklich so zugetragen haben. Immerhin behaupteten die Ingenieure, dass die Titanic unsinkbar sei. Tausende Menschen hatten sich zur Jungfernfahrt auf dem damals größten Passagierschiff der Welt eingebucht. Dabei führten unterschiedliche Motive Arm und Reich zusammen, getrennt auf vier unterschiedlichen Decks und separiert in vier sozialen Klassen. Während die einen der existenziellen Not in ihrer Heimat entkommen wollten, fuhren andere zum „Shopping-Trip“ nach New York. Die allgemeine Technikgläubigkeit und der Wettbewerb um das „Blaue Band“ für die schnellste Atlantiküberquerung ließen bei den Verantwortlichen beinahe jegliche Vorsicht schwinden, als Eisbergwarnungen einfach ignoriert wurden. Unter Volldampf lief die Titanic schließlich an einem solchen Eiskoloss entlang, sodass minderwertige Nieten den enormen Kräften nicht mehr standhalten konnten. Hunderte Wassereinbrüche sorgten dafür, dass das Schiff innerhalb von Stunden sank. Weil nicht genug Rettungsboote an Bord waren, die Folgen des Zusammenstoßes zunächst unterschätzt wurden und andere Schiffe zu weit entfernt waren, verloren viele Passagiere und Besatzungsmitglieder in den eiskalten Fluten ihr Leben.

Die beiden letzten Projektteams widmeten sich aktuellen Themen. Dass die Jagd in Deutschland durchaus kontrovers diskutiert wird, stellten die Jugendlichen mit Hilfe einer Podiumsdiskussion dar. Hobby oder Notwendigkeit? Tierquälerei oder Waldpflege? Warum wird in unserer Industriegesellschaft überhaupt noch gejagt? Es eröffnete sich ein weites Feld an Argumenten, die das Team erläutert und zuvor entsprechend aufbereitet hat. Als zusätzliche Ergebnisse wurden eine Zeitleiste, unterschiedliche Waffentechniken und Jagdmethoden präsentiert. Mit einem Augenzwinkern kamen auch aussagekräftige Karikaturen zum Einsatz. Eine spezielle Herausforderung ist die Großwildjagd in Afrika. Denn wenn hier keine sauberen Treffer gesetzt werden, steht richtiger Ärger an. Allgemeines Schmunzeln, als die Projektgruppe ein dazu passendes afrikanisches Sprichwort zitierte: „Ein Kaffernbüffel ist erst dann tot, wenn du ihn gegessen hast!“

Die meisten Männer denken an die Fußballweltmeisterschaft, wenn vom anstehenden Sommer die Rede ist. Grund genug, dass sich das sechste Projektteam mit dem Gastgeberland Brasilien beschäftigt hat. Auch hier ist das soziale Gefälle unübersehbar, wenn direkt an Slums Wohnhäuser grenzen, die auf jeder Etage einen Pool zur Schau stellen. Viele Menschen sehen für sich keinen Weg aus der Armut, so dass die Mafia hinsichtlich Drogenhandel und Prostitution leichtes Spiel hat. So präsentierten die Schüler auch den Nachbau einer Slum-Baracke, um die Lebensverhältnisse der brasilianischen Unterschicht eindrucksvoll darstellen zu können. Natürlich wurden auch die Licht- und Schattenseiten der laufenden WM-Vorbereitungen thematisiert. So wird momentan eine der Spielarenen mitten in den tropischen Regenwald gesetzt und die Preise für Dinge des täglichen Bedarfs steigen bereits ins Unermessliche. Uneinigkeit bestand innerhalb der Projektgruppe hinsichtlich der Frage, welche Nation wohl den Titel holen wird. Angesichts der großen Probleme rücke der sportliche Wettkampf aber eher in den Hintergrund, so der einhellige Tenor seitens der Schüler.

Getreu dem Motto „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ waren die Projektteams nach dem Prüfungstag noch zweimal gefordert. Der versammelten Schülerschaft wurden die Ergebnisse im Zuge der Assembly präsentiert. Und die Klasse 8 kam in den Genuss einer ausführlichen Prozessbeschreibung, wobei auch die persönlichen Erfahrungen der jetzigen Neuner weitergegeben worden sind.