Ein Unternehmen macht Schule
GWRS Villingendorf und SW-Machines setzen neues Konzept um
Grundlegende gesellschaftliche Entwicklungen vollziehen sich gegenwärtig in einem atemberaubenden Tempo. Durch die Corona-Pandemie sind kurzfristig und unerwartet weitere Herausforderungen hinzugekommen, die in der Bildungslandschaft deutliche Spuren hinterlassen. „Alte Zöpfe“ des bisher Bewährten müssen fallen, damit neue Wege zu den erforderlichen Anpassungen führen können.
Personalreferent Dirk Christen von SW-Machines und Schulleiter Rainer Kropp-Kurta von der GWRS Villingendorf haben deshalb jüngst zusammen mit den Mitgliedern einer entsprechenden Arbeitsgruppe ein bereits bestehendes Konzept für die Berufsorientierung weiterentwickelt, das die Schüler nun konsequent in den Mittelpunkt stellt. „Praxis- und Handlungsorientierung sowie direkte Erfahrungen mit Azubis bilden die Säulen für unsere Ideen“, erklärte Kropp-Kurta am Rande der Durchführung eines schulischen Workshops. Homeschooling und verschiedene Fernlernformate hätten während den letzten beiden Jahren die Grenzen der Digitalisierung im schulischen Bereich aufgezeigt, da hier die menschliche Komponente weitgehend fehle. „Reale Begegnungen sollten weiterhin völlig zurecht an der Spitze von Bildungsaktivitäten stehen“, betonte auch Christen. Unternehmen müssten ihr Engagement an Schulen deutlich ausbauen, um den Kontakt zu jungen Menschen zu halten, die sich in einer recht komplexen Übergangssituation zwischen Schule und beruflicher Ausbildung befinden. Ein erstes Pilotprojekt ist nun erfolgreich erprobt worden.
Ausbilder, Azubis und Lehrer setzten dabei zwei sich gegenseitig ergänzende Workshops um. Für das erste Modul besuchte Christen zusammen mit vier Ausbildungsbotschaftern die Schülerinnen und Schüler der 10. Klassenstufe. In verschiedenen Arbeitsgruppen, die jeweils von einem Azubi betreut wurden, recherchierten die Jugendlichen selbstständig die wichtigsten Informationen zu den Berufsbildern Mechatroniker, Maschinen-/Anlagenführer sowie Industriemechaniker und Industriekaufleute. Zusätzlich spielte der allgemeine Bewerbungsprozess eine Rolle. Jede Gruppe erarbeitete nach feststehenden Vorgaben eine Präsentation und informierte später das Plenum über ihre Ergebnisse. Das Fazit fiel am Ende dieses Vormittags sehr positiv aus. Gleich fünfzehn Schülerinnen und Schüler meldeten sich für das zweite Praxismodul an.
Eine Woche später baute der gewerblich-technische Ausbilder Manuel Merkle zusammen mit den Azubis Jürgen Dosch, Marco Hangscht und Lukas Holl vier Arbeitsstationen im Werkraum der Schule auf, an denen die Schüler kleinere Projekte in Angriff nahmen. Dort wurde geplant, gelötet, gebohrt, an elektrischen Schaltkreisen gearbeitet und mit pneumatischen Verfahren agiert. Viele Werkzeuge und Maschinen waren eigens zu diesem Zweck von SW zur Verfügung gestellt worden. Die Betreuung der Stationen übernahmen einmal mehr die Azubis. An allen vier Arbeitsorten galt es, entsprechende Konstruktionspläne umzusetzen. Schrittweise entstanden auf diese Weise elektronische Würfel, die über LEDs per Zufallsprinzip nach Knopfdruck die Zahlen eins bis sechs anzeigten. Zudem wurden aus Metall hochwertige Spielbretter nebst filigranen Figuren gefertigt. Schüler und Azubis fanden rasch einen guten Draht zueinander, halfen sich gegenseitig und meisterten das Aufgabenvolumen in der vorgegebenen Zeit. Am Ende gab es neben den attraktiven Werkstücken viele zufriedene Gesichter. Merkle betonte, dass er über die gesamten vier Stunden eine entspannte Arbeitsatmosphäre erlebt habe und alle Beteiligten mit Stolz auf ihre Ergebnisse blicken dürften. Im dritten Schritt ermöglicht das Unternehmen den Schülern nun Kurzpraktika, um in Waldmössingen den Produktionsstandort und den Ausbildungsbereich kennenlernen zu können.